Anja Spitzer

Anja Spitzer arbeitet mit ihrem Körper direkt in frischem Ton. Die Beziehung von Abdruck, Spur und Körper war für sie von Beginn an faszinierend. Als professionelle Tänzerin lernte sie schnell, durch das Feedback des feuchten Tons Druck, Winkel, Tempo, Kleidung und Haut als Werkzeuge so zu steuern, dass sie bestimmte plastische Grundformen wiederholen und somit im Ton gezielt setzen kann. Dies ist die Voraussetzung für kompositorische Arbeit, für die Möglichkeit, als Bildhauerin zu arbeiten wie als Choreografin: Sie platziert Bewegung. Hierzu baut sie aus Tonquadern streng geometrische Ausgangskörper. Durch die gewählte Grundbewegung (wie z. B. das Drehen auf der Ferse) und deren spezifisches Kraftprofil beginnen sich die Tonblöcke zu verformen, zu wandern, zu reißen und zeichnen ihren Bewegungsprozess dieser Art auf.

In Spitzers Arbeit ist die Wiederholung, das Arbeiten mit Bewegungsschleifen, ein konstantes Grundelement. Zudem nutzt sie die Bewegungsmotive, die am Anfang ihrer Arbeiten stehen, kompositorisch gezielt auch so, dass weitere Themen wie z. B. landschaftliche Gestaltformationen anklingen. Dies meint gerade auch deren rhythmischen, musikalischen Grundcharakter: Mal fügen sich die Binnenformen streng und in großem Einklang zugunsten einer großen, eher elementaren Grundform, mal kann man ein wechselhaft lebendiges Spiel zwischen Synchronität und Asynchronität beobachten. Die enorme Vielseitigkeit des Materials Beton setzt sie ein, um diese Themen in ihrer Grundstimmung zu unterstützen – schroffe und sandig-stumpfe Passagen stehen neben seidig fließenden in kraftvollem Schwarz bis zu weichem Blaugrüngrau. Fast allen Arbeiten von Anja Spitzer liegt jeweils das Grundmaß der Tonhubel als eine Art der Phrasierung zugrunde, die oft auch nach Abschluss der skulpturalen Arbeit noch als ihre spezifische Herkunft abzulesen und somit zu erinnern ist.

Anja Spitzer (*1982 in Berlin) schloss ihre 8-jährige Berufsausbildung zur staatlich geprüften Bühnentänzerin im Jahr 2000 ab. Nach ihrem Festengagement als Tänzerin am Theater Altenburg/Gera arbeitete sie deutschlandweit freischaffend für zahlreiche zeitgenössische ChoreografInnen und gastierte u.a. an der Staatsoper Hannover, den Sophiensaelen Berlin, der Fondation Beyeler Basel, dem WUK in Wien, beim Fringe Festival in Edinburgh uvm. Ab 2009 studierte sie an der Burg Giebichenstein Freie Kunst / Bildhauerei bei Andrea Zaumseil und absolvierte ihr Hauptstudium sowie ihren Meisterschülerabschluss maßgeblich bei Albrecht Schäfer und Else Gabriel an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. 2024 erhielt sie ein Arbeitsstipendium im Künstlerhaus Lukas und wurde mit dem Marehalm Art Award ausgezeichnet. In diesem Jahr erhält sie ein 6-monatiges Stipendium der Stiftung Kunstfonds. 

Zu ihren letzten wichtigen Ausstellungen zählen „Stein Stoff Silber“ im Studio 1 des Kunstquartier Bethanien Berlin (2025), die Preisträgerinnen-Ausstellung im Richard Heizmann Museum Niebüll, sowie zuletzt die Gestaltung des Skulpturengartens des Neuen Kunsthaus in Ahrenshoop (05/2025-04/2027). Zudem nimmt sie regelmäßig an Kunstfestivals teil (Artspace Festival Bremerhaven, Artspring Berlin) und entwickelt als KünstlerInnenduo Spitzer/Garbe zusammen mit der Choreographin und Performerin Claudia Garbe Site Specific Performances. 

Anja Spitzer wohnt mit ihrer Familie in Berlin-Pankow.