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Maria Gerbaulet entwickelt ihre Arbeiten durch die enge Auseinandersetzung mit Material. Dabei stehen harte Materialien wie Glas und Metall flüssigem Rapsöl, weichem Schaumstoff oder zerbrechlichem Wachs gegenüber. Eine zentrale Rolle spielen Zustände des Körpers sowie Referenzen auf Körperlichkeit. Auf formaler Ebene werden häufig Wiederholungen als Gestaltungselement eingesetzt.
Bei der Arbeit Drain blicken wir hinein in die Glaskästen wie in ein Aquarium. Doch statt einem Lebewesen liegt dort still das Stück eines Drainagerohrs. Normalerweise leitet das Rohr die Flüssigkeit ab. Jetzt umhüllt das Öl das Objekt. Wann brauch ein Objekt oder Subjekt Schutz und wann beschützt es selbst?
In der Arbeit barren stehen wir vor einem Hindernis, bei dem sonst Tiere trainiert werden es zu überwinden. Hier ist es jedoch mit Metallbändern an der Auflage fixiert und würde bei einer Kollision nicht nachgeben. Eine Verletzung wäre möglich. Der fragile Barren besteht aus einer Reihe von Wachselementen, die durch ihre Körperlichkeit das Formen und Geformt werden wieder spiegeln. Durch die Abwesenheit eines Pferdes werden wir als Betrachter in die Rolle gezwungen wie es wäre zum Sprung auszuholen ohne den freien Willen. Was formt uns und wie weit lassen wir es zu, schwingen als Frage mit im Raum.
Bärbel Praun findet ihr Material durch Zufälle auf Reisen und auf alltäglichen Wegen. Dann wird das Material gelagert und archiviert. Ein neues Objekt entsteht, wenn eine Idee zu dem vorhandenen Material passt. Ob Metall, Glas, Draht, Seil, Seegras und altes Fotopapier. Behutsam beginnt ein Prozess der Formfindung. Farblich reduziert und minimalistisch umgesetzt konzentriert sich der Blick auf die Substanz und Formsprache. Die Arbeiten, die entstehen sind Fotografien, oder erzeugte Objekte oder Installationen. Spielerisch und fantasievoll wird mit dem Fund umgegangen und arrangiert. Es wird gefaltet, geknotet, verwebt, gebogen, geschnitten...
Es ist eine stille poetische Sprache geformt durch unseren Alltag des Überflusses. Alle übersehenen Details macht Bärbel Praun sichtbar. Dabei bleibt die Kritik am gesellschaftlichen Umgang mit endlichen Ressourcen zwar anwesend aber nicht auf eine laute oder provokante Weise. Die Geduld und die langen Arbeitsprozesse, die Praun ihrem Material entgegenbringt, entschleunigt alles was die Welt drumherum zu bieten hat. Stille und Ruhe strahlen ihre Arbeiten aus und konzentrieren sich ganz auf sich selbst. Die Hinweise finden sich erst auf einer zweiten Ebene wieder, wenn sich der Betrachter mit dem Fundort und dem Material mit seinen Begebenheiten weiter auseinandersetzt. Die Kunstwerke haben also nicht nur einen ästhetischen Anspruch sondern auch eine lange wissenschaftlich, forschende Vorlaufzeit, die darin wieder hallt.

